Page 6 - Jahrbuch 2020
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Beiträge aus Forschung Lehre am Fachbereich
Internationale Kooperationen in Afrika unter Pandemiebedingungen
Jörn Ahrens, Reimer Gronemeyer, Jürgen Schraten
Seit dem Einsetzen der Maßnahmen nach Botsuana hätten durch die Exkur- soll die hohe Fluktuationsrate und die
gegen die Covid-19-Pandemie im März sionsreise strategisch intensiviert wer- häufige Abwesenheit der Arbeiterinnen
2020 wurden insbesondere die inter- den sollen, da die Exkursion zum einen in der noch jungen äthiopischen Textil-
nationalen Kooperationen mit unseren Aufenthalte an der Universität vorsah industrie untersucht werden. Es geht
afrikanischen Partnerinnen und Partnern und zum anderen Feldsondierungen um Ursachen des Turnover und um
einem besonderen Stresstest ausge- für verschiedene in Planung befindliche Möglichkeiten der Verbesserung der
setzt. Im folgenden geben wir einen Forschungsprojekte vornehmen woll- Lebenslage der äthiopischen Arbeite-
Überblick der Folgen in den Projekten te. In umgekehrter Richtung wurden rinnen in den Industrieparks von Addis
an der Professur für Kultursoziologie vor allem Besuche der Partner an der Abeba, Hawassa, Mekelle und anderen.
von Jörn Ahrens, der Professur von Rei- JLU unmöglich gemacht. So hätten wir Das Projekt wird in Kooperation mit der
mer Gronemeyer und in zwei Drittmit- Ende Juni eine internationale Konferenz Deutschen Gesellschaft für Internatio-
telprojekten von Jürgen Schraten. zum Klimawandel im südlichen Afrika nale Zusammenarbeit durchgeführt. Im
ausrichten wollen, an der alle Partner Februar konnten wir bei einer ersten
Die Professur für Kultursoziologie von Universitäten vertreten gewesen wären. Forschungsreise Kontakte in Addis
Jörn Ahrens pflegt Kooperationen zur Mehrere Besuche von Kollegen aus Abeba und Hawassa aufbauen. Danach
North West University in Südafrika mit Botsuana und Südafrika, die bereits für standen wir angesichts des Abbruchs
drei Standorten nordwestlich von Jo- 2020 geplant waren, mussten entfallen, der Reisemöglichkeiten vor der Frage
hannesburg und zur University of Bot- ebenso Besuche von unserer Seite an wie der Forschungsprozess weitergehen
suana in Gaborone; außerdem hält sie den Partner-Universitäten. Vor allem kann. Wir haben inzwischen (in Abspra-
regen Kontakt zu zwei Universitäten in aber sitzen noch immer sechs über den che mit dem BMZ) äthiopische Kollegin-
Mosambik, der Universidade Rovuma DAAD geförderte südafrikanische Aus- nen und Kollegen engagieren können,
in Nampula sowie der Universidade tauschstudierende in Gießen fest. Seit die Interviews vor Ort durchführen,
Pedagogica in Maputo. In allen vier Ende Juli hätten sie wieder Zuhause sodass der Forschungsprozess nicht
Fällen sind die Kontakte mit Einsetzen sein wollen; nun ist ihre Rückreise nach gefährdet ist. Wir begleiten den Prozess
der Covid-19-Pandemie weitgehend einem Auslandssemester im Gießener durch regelmäßige digitale Teamtreffen.
weggebrochen. So mussten wir An- Lockdown weiterhin ungewiss. Wir haben die Hoffnung, dass wir im
fang März endgültig eine Exkursion mit Jahr 2021 wieder nach Äthiopien reisen
Studierenden nach Botsuana absagen, Seit dem Beginn des Jahres 2020 sind können, um den Forschungsprozess vor
da Botsuana frühzeitig seine Grenzen Reimer Gronemeyer, Michaela Fink Ort fortsetzen zu können.
geschlossen hat, sich aber zu dieser Zeit und, in Assoziierung, Ingrid Miethe mit
auch insgesamt abzeichnete, dass inter- einem dreijährigen Projekt des Bundes- Zwei Drittmittelprojekte mit Forschun-
nationale Reisen zunehmend unmöglich ministeriums für wirtschaftliche Zusam- gen in Südafrika von Jürgen Schraten
wurden. Die erst in 2019 angebahnten, menarbeit und Entwicklung (BMZ) in hatten zunächst ein bisschen Glück im
sich sehr rasant entwickelnden Kontakte Äthiopien beauftragt. In diesem Projekt Unglück: Am 14. März, und damit 24
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