Page 34 - Jahrbuch 2019
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Institute am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften
Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik
Julia Freund, Tobias Robert Klein, Elena Minetti, Matteo Nanni
Im Rahmen des internationalen Materialität, Operativität, Ikonizität und Der in Gießen angesiedelte Schwer-
D-A-CH-Forschungsprojektes Writing Performativität. punkt Ikonizität untersucht anhand von
Music. Iconic, performative, operative, Die grenzüberschreitende Kooperation drei Teilprojekten Formen der Notation
and material aspects in musical nota- zwischen den vier Kooperationspart- des Mittelalters und der Gegenwart.
tion(s), kooperiert das Institut mit den nern aus Österreich (Innsbruck und
Universitäten Wien und Innsbruck Wien), Deutschland (Gießen) und der Zur Logik des Diagrammatischen –
sowie mit der Paul Sacher Stiftung in Schweiz (Basel) bringt ein Mehrwert an Semiotik des Visuellen in frühen Nota-
Basel. Ziel des Forschungsprojekts ist unterschiedlichen Perspektiven, For- tionen (PD Dr. Tobias Robert Klein)
die Formulierung einer Theorie der schungsinteressen und Expertisen mit Vor dem Hintergrund einer allgemeinen
musikalischen Schrift. Ohne Zweifel sich, der die vorausgesetzte Weite des Kulturgeschichte der Visualisierung
stellen im Laufe der Geschichte musika- theoretischen Blicks in Hinblick auf die wird in diesem Postdoc-Projekt die
lische Notationen differenzierte Zei- kollaborative Formulierung des grund- visuelle Logik von Notationssystemen
chensysteme dar, keineswegs aber legenden theoretischen Entwurfs zual- des Mittelalters untersucht. Methodo-
erschöpft sich musikalische Schrift in lererst ermöglicht. logisch schließt sich dieses Projekt
der bloßen ‚Referentialität‘ eines reinen einer schrifttheoretisch-diagrammato-
Kommunikationssystems. Aspekte der logischen Perspektive an, die die man-
Materialität des Notierten, Momente nigfaltigen Strategien der Visualisie-
der explorativen und kognitiven Bedeu- rung von Wissen am Paradigma von
tung des Notierens, Phänomene der Notation erproben soll. Im Fokus ste-
der Schrift eingeschriebenen Performa- hen hier die frühen Ausprägungen
tivität sowie die aisthetische Dimension symmetrischer Gebilde unter der Frage
musikalischer Notate in ihrer visuellen nach der Emanzipation der Schrift von
Präsenz stellen irreduzible Konstitutiva ihren kognitiven Voraussetzungen. Die
eines adäquaten Begriffs der musikali- Analyse der Schnittpunkte zwischen
schen Schrift dar. Dementsprechend oral-mentalen und notationellen Kon-
sind in vorliegendem Forschungspro- zeptionen gehören zu den Schwer-
jekt vier Research Areas vorgesehen, punktinteressen des Projektteils.
die zentrale Kategorien einer Theorie
der musikalischen Schrift in den Fokus
Abb. 1: Organum Per Partum Virginis (Paris, BnF lat. 3549, f.
der Aufmerksamkeit rücken: 151v).
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